Beziehungspause - alles was man wissen muss.

 

Wann macht eine Beziehungspause Sinn? Wie lange sollte eine Beziehungspause dauern? Wie gelingt eine Beziehungspause? 
Die Beziehungspause hat einen schlechten Ruf.  “Ich brauche eine Pause” - dieser Satz ist so ziemlich das letzte, was man in einer Partnerschaft hören möchte. Die Gründe für eine temporäre Trennung können sehr unterschiedlich sein. 

Wann sollte man keine Beziehungspause machen?

Der schlechte Ruf der Beziehungspause kommt daher, weil viele Menschen eine Pause vorschlagen, obwohl sie eigentlich schon wissen, dass sie sich trennen wollen. Die Angst, dem Partner mitzuteilen, dass man sich trennen möchte, erzeugt bei vielen enormen Stress. So kommt die Idee zustande, eine “sanfte Trennung” mit einer Beziehungspause einzuläuten. Häufig passiert aber genau das Gegenteil: Der Partner, der sich nicht trennen will, bemüht sich umso mehr. Der Frust am Ende der Beziehungspause ist dann ungleich höher. Die Trennung wird noch schwerer und der Rosenkrieg wahrscheinlicher. 

Um das zu vermeiden, ist es erheblich besser, sich, statt die Beziehungspause vorzuschlagen, damit zu beschäftigen, wie ein konstruktives Trennungsgespräch und eine friedliche Einigung konkret aussehen kann. Das Problem wird aktiv angegangen, statt es vor sich herzuschieben und dadurch gegebenenfalls zu verschlimmern.  

Wann ist eine Beziehungspause sinnvoll?

Vergleichen wir mal eine Beziehung mit Musik. Gehören dann die Pausen auch zur Musik?

Lassen wir die ersten Takte von Beethovens fünfter Symphonie in unserem inneren Ohr ablaufen, wird die Antwort sofort klar: „Da da da daaa … da da da daaa… “ Dieses Stück lebt von Pausen! Ohne Pausen wäre sie nichts.

“Auch die Pause gehört zur Musik.”
Stefan Zweig


Pausen gestehen wir uns in unserem Leben und in unseren Beziehungen jedoch nur leider viel zu selten zu. Die klassische Vorstellung einer perfekten Beziehung ist: zusammen wohnen, jeden Tag zusammen verbringen, zusammen in Urlaub fahren, zusammen die Freizeit gestalten. „Was - Ihr wohnt nicht zusammen? Ihr fahrt nicht zusammen in Urlaub?“, entgegnen eingeschliffene Ehepaare mit Entsetzen.

Ohne Pausen in der Beziehung bleibt aber kaum Gelegenheit, den anderen mal wieder zu vermissen… sich mal wieder so richtig nach dem anderen zu sehnen.

Ohne Pause kann eine lange Disconacht zu einem einzigen Musikstück werden. Die Tänzer erwarten einen ständigen Push. Allerdings lässt die physiologische Wirkung der Rhythmen der Clubmusik im Laufe der Nacht nach. Ein Abend beginnt üblicherweise mit 120 Beats per minute, am frühen Morgen braucht es bis zu 180 Beats per minute, um das Reizniveau zu halten.

So kann auch eine Beziehung, ohne Pausen dazwischen, ihren Reiz verlieren. Also - auch die Pause gehört zur Musik, wenn du sie bewusst an der richtigen Stelle einsetzt.

Eine Beziehungspause an der richtigen Stelle richtig eingesetzt, kann sehr viel Positives bewirken:

  • Beide können neue Eindrücke gewinnen und damit erfrischende Impulse in die Partnerschaft einbringen.
  • Es entsteht das Gefühl von Sehnsucht und beide können einander wieder vermissen. Manchmal ist ein angezogenes Kleidungsstück auch reizvoller als sich ganz nackt zu zeigen. Die Phantasie wird wieder anregt.
  • Durch ein bisschen Abstand sieht man das große Ganze wieder besser. Man kann sich klar werden, was man wirklich will.
  • Eingefahrene Beziehungen können wiederbelebt werden.
  • Krisen können mit einer Beziehungspause überwunden werden. 

Voraussetzung, damit die Beziehungspause positive Auswirkungen hat, ist, dass sie aktiv gestaltet wird und folgende Punkte Berücksichtigung finden.

Wie lange sollte eine Beziehungspause dauern?

Es gibt hier keine Regel. So unterschiedlich wie Musik ist, so unterschiedlich sind auch die Pausen. Pausen kann und sollte man sogar proaktiv einplanen, bevor es Stress in der Beziehung gibt. Wenn z.B. ein Partner von einer großen Reise träumt und der andere lieber zu Hause bleiben möchte, dann könnten beide das aktiv als belebende Beziehungspause einplanen. Nur häufig erlauben und gönnen sich viele das nicht.

Die Länge der Pause hängt im Wesentlichen von dem Ziel ab, dass die Partner damit verfolgen wollen. Soll die Beziehungspause eingesetzt werden, um in einer Krise herauszufinden, ob noch ausreichend Gefühle vorhanden sind, sollte die Pause nicht länger als drei Monate dauern. Die Gefahr eines frühzeitigen einseitigen Abbruchs ist dann zu groß und der Frust vorprogrammiert. Notwendige Entscheidungen mit einer Beziehungspause hinausschieben, ist, wie bereits anfangs erwähnt, keine hilfreiche Strategie.

Wie gelingt eine Beziehungspause?

Damit eine Beziehungspause wirklich etwas bringt im Sinne der oben genannten Vorteile, müssen allerdings vier entscheidende Regeln beachtet werden:

1. Die Beziehungspause muss gemeinsam gestaltet werden.

Sofern beide den Wunsch nach einer Pause haben, ist dieser Punkt bereits erfüllt. Häufig ist es allerdings so, dass nur einer die Beziehungspause möchte. Der Andere will in der Beziehung bleiben. In diesem Falle geht es im ersten Schritt darum, dem anderen nahe zu bringen, warum man die Beziehungspause möchte.

Ich empfehle hier absolute Offenheit im Kombination mit Fingerspitzengefühl. Eine gute Vorbereitung ist notwendig: Was ist das, was ich vermisse in der Beziehung? Was ist das, was ich mir wünsche? Wie drücke ich mich wertschätzend aus? Wie mache ich meine Bedürfnisse klar, ohne den Anderen zu verletzen? 

Der Ton macht hier die Musik. 

2. Das Ziel für die Beziehungspause formulieren: Was soll am Ende der Beziehungspause anders sein?

Es reicht hier nicht zu sagen: “Schau wir mal, dann sehen wir schon.“Ohne Ziel ist der Frust vorprogrammiert und Streit sehr wahrscheinlich. 

Die Ziele sind so zahlreich, wie wir Menschen unterschiedlich sind. Gibt es vielleicht schon jemanden Dritten? Und man möchte sehen, ob man mit diesem Menschen zusammenleben möchte? Geht es vielleicht darum einen lang gehegten Wunsch endlich auszuleben, z.B. eine Weltreise? Möchte man herausfinden, wie sehr man den anderen wirklich vermisst, wenn er nicht da ist?

Findet das alleine und gemeinsam heraus: Jeder hat sein persönliches Ziel. Und es ist wichtig auch eine gemeinsame Basis zu finden.

3. Es muss ein konkreter Zeitraum für die Beziehungspause festgelegt werden.

Wann beginnt die Beziehungspause und wann endet sie? Der Zeitraum muss so gewählt werden, dass das Ziel auch erreicht werden kann. Der Zeitraum sollte auch so gewählt werden, dass beide die Pause durchhalten können. Ein vorzeitiger und einseitiger Abbruch sollte so weit es geht vermieden werden, um einen friedlichen Ausgang zu ermöglichen.

4. Konkrete Regeln müssen für die Zeit der Beziehungspause vereinbart und eingehalten werden.

Ohne Regeln keine Pause. Damit die Pause zur Chance und nicht zum Desaster wird, müssen viele Dinge geregelt werden. Gerade dann, wenn beide verheiratet sind und Kinder da sind, geben Vereinbarungen und Spielregeln allen Beteiligten Sicherheit. Sicherheit bildet das Fundament und gibt Stabilität. Eine Beziehungspause kann nur dann zu einem guten Ausgang führen, wenn beide Partner und auch die Kinder keine existenziellen Ängste haben müssen.

Hier eine Auswahl wesentlicher Punkte, die geregelt werden sollten:

  • Wie ändert sich die Wohnsituation? Wer wohnt wo?
  • Wer kümmert sich wann um die Kinder? Verbindliche Regelungen sind wichtig!
  • Wie werden alltägliche Aufgaben verteilt, so dass beide Freiraum gewinnen?
  • Sind sexuelle Beziehungen zu Dritten erlaubt? Wie wird damit umgegangen?
  • Wie wird mit den Finanzen in dieser Zeit umgegangen?
  • Was passiert im Falle der Trennung? Sofern ein Partner sich existenzielle Sorgen im Falle der Trennung macht, sollte dieser Fall bereits jetzt schon vereinbart werden. Das gibt Sicherheit.

"Die besten Partner sind die, 
die bleiben, weil sie nicht müssen."


Freiraum wird heutzutage in Beziehungen immer wichtiger. Keiner will mehr "müssen" - schon gar nicht in einer Partnerschaft. Die Beziehungspause kann helfen herauszufinden, wie sehr man den Anderen wirklich vermisst.

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